Hygienemanagement als essenzielle Leistung der Betriebsgastronomie
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Rechtliche Grundlagen des Hygienemanagements
Hygienemanagement in der Betriebsgastronomie basiert auf einem umfangreichen rechtlichen Rahmenwerk. In Deutschland und der EU sind insbesondere die folgenden Vorschriften und Standards relevant:
Lebensmittelhygiene-Verordnung (LMHV)
Die LMHV regelt die allgemeinen Anforderungen an die Hygiene beim Umgang mit Lebensmitteln. Sie dient der Umsetzung der EU-Vorgaben in nationales Recht. Betriebe sind verpflichtet, geeignete Maßnahmen zur Vermeidung von Kontaminationen zu treffen und alle Prozesse von der Lagerung über die Verarbeitung bis zur Ausgabe hygienisch einwandfrei zu gestalten.
EU-Verordnung (EG) Nr. 852/2004
Eigenkontrollen: Betriebe müssen geeignete Systeme implementieren, um Gefahren zu identifizieren und zu kontrollieren.
HACCP-Konzept: Ein System zur Gefahrenanalyse und zur Festlegung kritischer Kontrollpunkte ist verpflichtend.
Dokumentationspflicht: Alle hygienerelevanten Maßnahmen müssen nachvollziehbar dokumentiert werden.
IfSG – Infektionsschutzgesetz
Das Infektionsschutzgesetz regelt den Umgang mit ansteckenden Krankheiten. Es verpflichtet Betriebe, durch geeignete Hygienemaßnahmen die Verbreitung von Infektionen zu verhindern. Mitarbeitende müssen über spezifische Schulungen zur Hygienevorschrift gemäß § 43 IfSG unterrichtet werden.
Die Rolle des HACCP-Konzepts
Das Hazard Analysis and Critical Control Points (HACCP)-Konzept bildet das Herzstück des Hygienemanagements. Dieses systematische Präventionskonzept hat zum Ziel, Gefahren zu identifizieren und geeignete Kontrollpunkte zu implementieren, um Risiken zu minimieren.
Die sieben Grundprinzipien des HACCP-Systems sind:
Gefahrenanalyse: Identifikation potenzieller Gefahren, wie mikrobiologische, chemische oder physikalische Risiken.
Bestimmung kritischer Kontrollpunkte (CCP): Festlegung von Prozessschritten, die kontrolliert werden müssen, um Gefahren zu eliminieren oder auf ein akzeptables Maß zu reduzieren.
Festlegung von Grenzwerten: Definition tolerierbarer Grenzen für kritische Kontrollpunkte (z. B. Temperaturbereiche).
Überwachung der CCPs: Regelmäßige Überprüfung der Einhaltung der festgelegten Grenzwerte.
Korrekturmaßnahmen: Definition von Maßnahmen bei Abweichungen von den Grenzwerten.
Verifizierung: Regelmäßige Überprüfung der Wirksamkeit des Systems.
Dokumentation: Nachvollziehbare Aufzeichnungen über alle Maßnahmen und Ergebnisse.
Hygienemanagement in der Praxis
Die Umsetzung eines umfassenden Hygienemanagements in der Betriebsgastronomie erfordert Maßnahmen in verschiedenen Bereichen:
Personalhygiene
Hygieneschulungen: Regelmäßige Unterweisungen über Hygienestandards, insbesondere über die Bedeutung von Handhygiene und den Umgang mit Lebensmitteln.
Schutzkleidung: Mitarbeitende müssen geeignete Kleidung wie Haarnetze, Handschuhe und Schürzen tragen, um eine Kontamination zu verhindern.
Gesundheitsüberwachung: Regelmäßige Kontrolle des Gesundheitszustands der Mitarbeitenden, insbesondere bei ansteckenden Krankheiten.
Lebensmittelhygiene
Warenannahme: Kontrolle der gelieferten Lebensmittel auf Frische, Unversehrtheit und Einhaltung der Kühlketten.
Lagerung: Trennung von rohen und zubereiteten Lebensmitteln, Einhaltung der Lagertemperaturen und FIFO-Prinzip (First In, First Out).
Verarbeitung: Sicherstellung, dass alle Speisen unter hygienischen Bedingungen zubereitet werden, z. B. durch die Vermeidung von Kreuzkontaminationen.
Ausgabe: Speisen sollten unter Einhaltung der richtigen Temperaturen (heiß über 65 °C, kalt unter 7 °C) ausgegeben werden.
Reinigung und Desinfektion
Reinigungspläne: Detaillierte Pläne legen fest, welche Bereiche und Geräte wie oft und womit gereinigt werden müssen.
Desinfektionsmittel: Einsatz von zugelassenen Mitteln, die sowohl wirksam als auch umweltfreundlich sind.
Kontrolle: Regelmäßige Prüfung der Reinigungsergebnisse durch Abklatschtests oder visuelle Inspektionen.
Abfallmanagement
Trennung: Getrennte Entsorgung von organischen Abfällen, Verpackungen und Restmüll.
Lagerung: Abfälle müssen in geschlossenen Behältern aufbewahrt und regelmäßig entsorgt werden.
Schädlingsbekämpfung: Vermeidung von Schädlingsbefall durch regelmäßige Kontrollen und eine saubere Umgebung.
Technologieeinsatz im Hygienemanagement
Moderne Technologien bieten zahlreiche Möglichkeiten, um das Hygienemanagement effizienter zu gestalten:
Digitale Monitoring-Systeme
Systeme zur Temperaturüberwachung von Kühlgeräten und Lagerbereichen ermöglichen eine automatische Dokumentation und frühzeitige Warnung bei Abweichungen.
Nachhaltigkeit im Hygienemanagement
Verwendung umweltfreundlicher Reinigungsmittel: Abbaubare und schadstofffreie Produkte schützen die Umwelt.
Reduktion von Lebensmittelabfällen: Optimierte Einkaufs- und Lagerungsprozesse sowie kreative Resteverwertung.
Energieeffiziente Geräte: Einsatz moderner Kühl- und Kochgeräte, die weniger Strom verbrauchen.
Qualitätssicherung und Audits
Interne Audits: Regelmäßige Prüfung der Prozesse durch interne Hygiene-Teams.
Externe Audits: Zertifizierungen durch unabhängige Organisationen wie die DEKRA oder den TÜV schaffen Vertrauen.
Feedback-Systeme: Einbeziehung der Mitarbeitenden und Gäste, um Schwachstellen zu identifizieren und Lösungen zu entwickeln.
Vorteile eines effektiven Hygienemanagements
Schutz der Gesundheit: Minimierung von Risiken lebensmittelbedingter Erkrankungen.
Rechtssicherheit: Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben und Vermeidung von Bußgeldern.
Imagegewinn: Stärkung des Vertrauens der Mitarbeitenden und Gäste in die Betriebsgastronomie.
Effizienzsteigerung: Optimierte Prozesse sparen Zeit und Kosten.
Nachhaltigkeit: Umweltschonende Maßnahmen tragen zur Corporate Social Responsibility bei.