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Betriebsgastronomie: Funktionale Leistungsbeschreibung

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Funktionale Ausschreibung einer Großküche

Die funktionale Ausschreibung einer Großküche fokussiert sich auf Leistungs- und Qualitätsanforderungen statt auf konkrete Gerätetypen. Dadurch haben die Bieter genügend Spielraum für innovative und wirtschaftliche Lösungen, während der Bauherr sicherstellt, dass die ausschreibungsrelevanten Ziele – hohe Hygiene, Kapazität, Ergonomie, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit – erreicht werden. Wichtige Erfolgsfaktoren sind klare Prozessabläufe und Hygienekonzepte (HACCP), sorgfältige Schnittstellenplanung mit Architekten und TGA-Fachplanern, robuste, hygienische und energieeffiziente Geräte, Zukunftssicherheit durch Modularität, Reservekapazitäten und Digitalisierung, Umfassende Dokumentation und Schulung des Personals und striktes Qualitäts- und Risikomanagement während Planung, Ausschreibung und Umsetzung.

So wird gewährleistet, dass die Küche nicht nur die aktuellen Anforderungen des Betreibers erfüllt, sondern auch langfristig flexibel und wirtschaftlich betrieben werden kann.

Die vorliegende funktionale Ausschreibung hat das Ziel, eine Großküche zu planen und auszustatten, die den Anforderungen an Kapazität, Hygiene, Wirtschaftlichkeit und Zukunftssicherheit gerecht wird. Dabei soll der Bieter hinreichend Spielraum haben, um innovative und technisch gleichwertige Lösungen anzubieten, solange alle grundlegenden Funktions-, Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen erfüllt werden.

Nutzungsziel und Leistung

  • Die Großküche muss eine definierte Anzahl an Mahlzeiten pro Tag/Schicht (z. B. 500, 1.000 oder mehr) in der geforderten Zeit und Qualität herstellen können.

  • Berücksichtigung von Spitzenlasten („Peaks“) in bestimmten Zeitfenstern (z. B. Frühstück, Mittag, Abendversorgung).

Rechtliche und Normative Vorgaben

  • Einhaltung aller einschlägigen Vorschriften, insbesondere: Lebensmittelhygieneverordnung (LMHV)

  • HACCP-Grundsätze (Hazard Analysis and Critical Control Points)

  • Infektionsschutzgesetz

  • DIN-Normen für Großküchentechnik (DIN 10500 ff.)

  • Arbeitsschutzvorschriften (z. B. DGUV, BetrSichV)

  • Brandschutzanforderungen (Landesbauordnung, ggf. VdS-Richtlinien)

  • Ggf. weitere Vorgaben durch Gesundheitsämter, Berufsgenossenschaften, Denkmalschutzbehörden etc.

Wirtschaftlichkeit und Lebenszykluskosten

  • Neben den Investitionskosten sind die Betriebs- und Wartungskosten zu berücksichtigen (Energiebedarf, Reinigungsmittel, Ersatzteilversorgung).

  • Langlebige, robuste und energieeffiziente Geräte sind bevorzugt.

Diese Ausschreibung umfasst alle für den reibungslosen Küchenbetrieb erforderlichen Bereiche, darunter:

  • Warenannahme und Lagerung (Tiefkühl, Kühl, Trockenlager)

  • Vorbereitung (Gemüse, Fleisch, Fisch)

  • Koch- und Garbereich (Kippkessel, Konvektomaten, Herdblöcke etc.)

  • Regenerierung und Warmhaltung

  • Ausgabe- und Verteilsysteme

  • Spülbereich (Geschirr-, Topf- und Blechspülanlagen)

  • Entsorgung (Abfall, Speisereste, Fettabscheider)

Sollten darüber hinaus Sonderzonen (z. B. Showküche, Diätküche, Allergenküche, Event- und Cateringbereiche) benötigt werden, sind diese ebenfalls funktional zu beschreiben.

Abgrenzungen

  • Bereiche wie Cafeterien oder SB-Bereiche außerhalb des Hauptküchenkomplexes können – falls nicht explizit ausgeschrieben – von dieser Beschreibung ausgenommen sein.

  • Die Verantwortlichkeiten für bauliche Gewerke (Boden, Decke, Wände), technische Gebäudeausrüstung (Elektro, Sanitär, Lüftung) und Anschlusspunkte sind klar zu definieren.

Schnittstellen

  • Koordination mit Architekten und TGA-Fachplanern (Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär, Elektro), besonders hinsichtlich Platzbedarf, Anschlusstechnik, Entwässerung und Abluftführung.

  • Brandschutz und Arbeitssicherheit: Abstimmung mit dem Fachplaner für Brandschutz, ggf. Integration in ein umfassendes Brandschutzkonzept (Sprinkler, Löschanlagen).

  • Die Leistungen sind den HOAI-Leistungsphasen zuzuordnen (insbesondere LPH 2–9).

  • Verantwortlichkeit für Anschlüsse: Der Bauherr bzw. sein TGA-Planer stellt sicher, dass am Übergabepunkt ausreichend bemessene Strom-, Wasser-, Abwasser- und Lüftungsanschlüsse bereitstehen.

  • Leistungsumfang des Küchenanbieters: Planung und Lieferung aller Küchenmöbel, Geräte, Theken, Spültechnik, ggf. Transportlogistik (z. B. Rollenbahnen, Wagen, Regalsysteme), Einweisung und Inbetriebnahme.

Prozessabläufe und Nutzungskonzept

Die Küche ist so zu konzipieren, dass effiziente und hygienisch einwandfreie Arbeitsprozesse sichergestellt sind. Dies beinhaltet:

Produktionskonzept

  • Klassisches Kochverfahren oder alternative Systeme wie Cook & Chill / Cook & Freeze, je nach Bedarf.

  • Klar definierte Waren- und Personalwege, um Kreuzkontamination zu vermeiden.

Logistik und Transport

  • Transport der Rohware vom Warenannahmebereich in die Lagerzonen und anschließend in die Produktionsbereiche.

  • Ausgabe an Ausgabetheken, Buffets oder Transport in Satellitenküchen mittels Warmhaltewagen/Tablettsystemen.

Räumliche Trennungen

  • Reine und unreine Bereiche (HACCP-Konzept) sind klar zu definieren.

  • Personal- und Materialschleusen (z. B. bei besonders hohen Hygieneanforderungen).

Hygienekonzept (HACCP) und Reinigung

  • Kritische Kontrollpunkte (CCP): Temperaturkontrollen bei Wareneingang, Lagerung, Garung, Kühlung, Warmhaltung.

  • Oberflächen- und Materialanforderungen: In der Regel Edelstahl in allen Bereichen, die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen.

  • Fugenarme, glatte, reinigungsfreundliche Strukturen (Wände, Böden, Decken).

  • Reinigungskonzept: Ggf. zentrale Schaum- und Desinfektionsanlagen, fest installierte Reinigungsbrausen.

  • Dokumentation der Reinigungsintervalle, Inspektions- und Wartungspläne.

Boden, Wand, Decke

  • Bodenausführung: Rutschhemmende, wasserdichte Beläge mit Hohlkehlen, Bodeneinläufen, ggf. Schlitzrinnen, die für leichte Reinigung sorgen.

  • Wandschutz: Edelstahlverkleidungen an besonders beanspruchten Stellen (z. B. Prallschutz bei Transportwegen).

  • Decken: Leicht zu reinigende, hygienische Deckenmaterialien; ggf. abgehängt für Integrationsmöglichkeiten von Technik.

Lüftung und Klima

  • Zentrale Ablufthauben über Kochgeräten, ausgestattet mit Fettfilter, ggf. Flammschutzfiltern.

  • Zuluft für ausreichende Frischluftzufuhr, ggf. Klimatisierung bei hohen Innentemperaturen.

  • Energieeffiziente Konzepte (z. B. Wärmerückgewinnung aus Abluft).

Elektro, Wasser, Abwasser

  • Ausreichende Stromkapazitäten (400-V-Anschlüsse für Kochgeräte, Absicherung, Brandschutzschalter).

  • Bedarfsgerechte Warm- und Kaltwasseranschlüsse.

  • Entwässerung inklusive Fettabscheider; Bodenabläufe mit genügend Gefälle.

Brandschutz

  • Integration von Löschsystemen (z. B. Küchenlöschanlagen) über Fritteusen.

  • Brandschutzklappen in Abluftleitungen; Abschaltkonzept bei Brandfall.

Geräte- und Ausstattungsanforderungen (funktionale Vorgaben)

Anstelle von konkreten Marken oder Typen werden Leistungs- und Funktionsanforderungen beschrieben:

Kochgeräte

  • Leistungsdaten: Anzahl und Größe von Kippkesseln, Kippbratpfannen, Konvektomaten, Herden, Fritteusen etc. gemäß Kapazitätsvorgaben.

  • Steuerung: Möglichkeit der präzisen Temperaturregelung, kurze Aufheizzeiten, ggf. programmierbare Kochabläufe.

Kühl- und Lagertechnik

  • Klar definierte Temperaturbereiche (z. B. +2 °C bis +8 °C Kühlzelle, -18 °C Tiefkühlzelle) pro Warengruppe.

  • Automatisierte Temperaturaufzeichnung für HACCP-Dokumentation.

Vorbereitungs- und Verarbeitungsgeräte

  • Gemüse- und Fleischverarbeitungsmaschinen (z. B. Cutter, Gemüseschneider), Vakuumierer.

  • Leicht zu reinigen und den Hygienebestimmungen entsprechend.

Spültechnik

  • Geschirrspülanlagen mit ausreichender Durchsatzleistung (Geschirr, Besteck, Tabletts) pro Stunde.

  • Topfspülanlagen oder separate Spülbereiche für großvolumiges Kochgeschirr (Kessel, Bleche).

Ausgabe- und Verteilsysteme

  • Warmhalte- und Kühltheken je nach Speiseangebot.

  • Transportwagen, Tablettsysteme, Fördertechnik (Bandanlagen) bei hoher Ausgabekapazität.

Digitalisierung und Vernetzung (optional)

  • Vernetzte Geräte (IoT-fähig) zur automatisierten Dokumentation von Temperatur, Betriebszeiten, Wartungsintervallen.

  • Schnittstellen für HACCP-Software.

Ergonomie und Arbeitssicherheit

  • Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Höhenverstellbare Arbeitsflächen, ausreichende Bewegungs- und Stellflächen, rutschsichere Böden.

  • Arbeitssicherheit: Not-Aus-Schalter an Kochgeräten, hitzebeständige Schutzeinrichtungen, Kanten- und Eckenschutz.

  • Lärmschutz: ggf. Schalldämpfer in Lüftungsleitungen, geräuscharme Geräte, schallabsorbierende Decken.

Energiemanagement und Nachhaltigkeit

  • Energieeffizienz: Einsatz von Geräten mit hoher Effizienzklasse, niedriger Stand-by-Verbrauch.

  • Wärmerückgewinnung: Nutzung von Abwärme aus Kälteanlagen oder Abluft, falls wirtschaftlich sinnvoll.

  • Wassermanagement: Wassersparende Spülanlagen, ggf. Rückgewinnungssysteme.

  • Umweltgerechte Materialien: Korrosionsbeständige, langlebige Materialien, geringes Entsorgungsaufkommen.

Zukunftssicherheit und Flexibilität

  • Modularität der Geräte: Mobile Einheiten, Umrüstungsmöglichkeiten, Reserven für Leistungssteigerung.

  • Reserveflächen: Mögliches Wachstum der Produktionsmenge oder zusätzliche Speiseangebote.

  • Technologietrends: Optionale Vernetzung der Geräte, digitale HACCP-Protokollierung, Cloud-basierte Wartung und Monitoring.

Inbetriebnahme und Commissioning

  • Montage und Einbringung: Berücksichtigung des Anlieferwegs (Türbreiten, Treppen, Aufzüge) für große Geräte (Kippkessel, Kombidämpfer).

  • Testbetrieb: Funktionstests, Probe-Kochen zur Überprüfung von Zeiten, Temperaturen und Prozessabläufen unter realen Bedingungen.

  • Abnahmekriterien: Festlegung messbarer Kennwerte (z. B. max. Aufheizzeit, Durchsatz pro Stunde, Einhaltung von Temperatur- und Hygienegrenzwerten).

Wartung, Service und Schulung

  • Wartungspläne: Genaue Vorgaben zu Inspektions- und Wartungsintervallen, ggf. Abschluss von Wartungsverträgen.

  • Ersatzteilversorgung: Sicherstellung schneller Lieferfähigkeit (z. B. 48-Stunden-Service).

  • Schulung: Erstschulung bei Inbetriebnahme (Bedienung, HACCP-Dokumentation, Reinigung).

  • Vertiefungsschulung nach einigen Wochen Betrieb (ggf. Anpassung an reale Abläufe).

Dokumentation und Qualitätssicherung

  • Plan- und Revisionsunterlagen: Grundrisse, Installationspläne (Elektro, Sanitär, Lüftung), Montagepläne, Fließschemata.

  • Digitale Dokumentation: Handbücher, Wartungsnachweise, Prüfzertifikate möglichst in digitaler Form (z. B. BIM, PDF).

  • Zertifikate und Prüfungen: Einhaltung von EG-Maschinenrichtlinien und DIN EN 1672-2 für Lebensmittelmaschinen.

  • ggf. ISO- und Qualitätsmanagement-Nachweise des Bieters.

Einbindung in BIM und Digitale Planung

  • BIM-Modell: Datenaustausch über IFC-Format, Definition des erforderlichen LOD (Level of Detail).

  • Kollisionsprüfung: digitale Prüfung der Geräteaufstellung, Trassen und Anschlusspunkte.

  • Parameterzuweisung: Stromlasten, Wasserbedarf, Abwärme zur Integration in das Gesamtmodell (Gebäudeenergiemanagement).

Projektrisiken und Change Management

  • Besondere Projektumstände: Denkmalschutz, schwierige Zuwegung, Platzmangel.

  • Änderungen: Definierte Prozesse für Nachträge, Protokollierung von Planabweichungen und Kostenfolgen.

  • Qualitätsmanagement: Referenzen, Zertifikate, ggf. Audits oder Kontrollbesuche beim Anbieter.